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Standortübermittlung bei öffentlichen Notrufen (110 und 112). Warum lieber 112 statt 110?

Warum ist es im Notfall sinnvoller, die 112 statt der 110 zu wählen? – Standortübermittlung & moderne Notruf-Technik

 

Was ist der Unterschied zwischen 110 und 112 in Deutschland?

Frage: Welche Notrufnummer sollte ich im Ernstfall wählen – 110 oder 112?
Antwort: In Deutschland sind beide Nummern offizielle Notrufnummern:

  • 110 – Polizeinotruf

  • 112 – Feuerwehr und Rettungsdienst (und EU-weit der einheitliche Notruf)

Im akuten medizinischen oder unklaren Notfall ist es in vielen Situationen sinnvoller, die 112 zu wählen, weil hier die Standortübermittlung über moderne Technologien wie AML (Advanced Mobile Location) bereits flächiger umgesetzt ist als bei 110. 


Warum ist mein Standort im Notfall so wichtig?

Frage: Reicht es nicht, wenn ich meinem Gegenüber einfach sage, wo ich bin?
Antwort: In der Praxis oft nicht.

Typische Probleme:

  • Du bist unter Schock oder verletzt und kannst nicht klar sprechen.

  • Du kennst deinen genauen Standort nicht (z. B. im Wald, im Feld, auf der Autobahn, im Urlaub).

  • Es gibt keine markanten Punkte in der Umgebung.

  • Es ist dunkel, du bist orientierungslos oder in fremder Umgebung.

Ohne exakte Position verlieren Rettungskräfte wertvolle Minuten – und genau diese Minuten können lebensentscheidend sein.


Was passiert technisch, wenn ich die 112 anrufe? – Advanced Mobile Location (AML)

Moderne Smartphones können bei einem Notruf an die 112 automatisch ihren Standort übermitteln. Das geschieht über eine Technologie, die sich Advanced Mobile Location (AML) nennt. 

Frage: Was ist AML (Advanced Mobile Location)?

Antwort: AML ist eine Funktion im Betriebssystem des Smartphones (Android, iOS), die automatisch aktiviert wird, sobald du eine Notrufnummer wie 112 wählst. Du musst dafür keine App installieren

Wie funktioniert AML im Detail?

Wenn du die 112 anrufst, passiert im Hintergrund typischerweise folgendes: 

  1. Das Smartphone erkennt: „Das ist ein Notruf (112).“

  2. Es aktiviert – falls deaktiviert – GPS/GNSS und oft auch WLAN-Scanning, um eine möglichst genaue Position zu bestimmen.

  3. Innerhalb weniger Sekunden wird eine sehr präzise Position ermittelt (meist im Bereich von wenigen Metern, wenn möglich).

  4. Diese Position wird automatisch per

    • SMS und/oder

    • verschlüsseltem HTTPS-Datentransfer
      an eine zentrale Notruf-Infrastruktur (AML-Endpunkt / Leitstelle) gesendet.

  5. Die zuständige Leitstelle sieht deine ungefähre Position direkt auf einer Karte und kann die Rettungskräfte entsprechend disponieren.

  6. Nach dem Notruf werden GPS/WLAN wieder deaktiviert, wenn sie vorher aus waren.


Warum ist 112 beim Thema Standort meistens im Vorteil gegenüber 110?

In der EU – und damit auch in Deutschland – ist 112 die zentrale Nummer, für die AML-standardisiert und regulatorisch besonders verankert wurde. Wikipedia+2heise online+2

  • Für 112 gibt es klare EU-Vorgaben, dass eine präzise Notruf-Lokalisierung bereitgestellt werden muss.

  • AML für 112 ist in Deutschland flächendeckend eingeführt und technisch etabliert. 

  • Bei 110 wird AML derzeit (Stand 2024/2025) schrittweise in den Bundesländern ausgerollt – einige Länder nutzen es bereits, andere arbeiten noch an Technik und Rechtsgrundlagen. Es ist also noch nicht überall einheitlich aktiv

Kurz gesagt:
👉 Wenn du 112 wählst, ist die Chance aktuell höher, dass dein Standort automatisch per AML an die Leitstelle übermittelt wird als bei 110 – insbesondere deutschlandweit und EU-weit.


Wie läuft ein idealer Notruf über 112 auf einem Android-Smartphone ab?

Beispielszenario: Du bist beim Wandern, Radfahren, auf einer Landstraße oder im Urlaub – ein Unfall oder ein medizinischer Notfall tritt ein.

Schritt-für-Schritt-Ablauf:

  1. Du wählst 112 auf deinem Smartphone.

  2. Das Telefon erkennt automatisch: „Notrufnummer 112“.

  3. AML / Android Emergency Location Service (ELS) werden im Hintergrund aktiv. 

  4. Dein Gerät nutzt:

    • GPS/Galileo & andere GNSS-Dienste

    • Mobilfunkzellen

    • verfügbare WLAN-Netze in der Nähe
      um deinen Standort möglichst genau zu bestimmen. 

  5. Deine Position wird automatisch in einer extra Nachricht (SMS oder HTTPS-Datenpaket) an die Notruf-Infrastruktur gesendet. 

  6. Die Leitstelle sieht:

    • dich auf einer Karte,

    • meist mit Genauigkeitsradius (z. B. 10–50 m).

  7. Der Disponent fragt dich trotzdem nach Infos, aber selbst wenn du nichts sagen kannst, hat er bereits eine Position.

  8. Einsatzkräfte können zielgenau losfahren, statt erst „irgendwo in der Nähe“ zu suchen.


Wie heißt die Technologie auf Android und iOS genau?

Auf Android: Emergency Location Service (ELS)

Frage: Wie heißt die Standorttechnologie für Notrufe auf Android-Smartphones?
Antwort: Auf Android heißt der AML-Dienst Emergency Location Service (ELS)

  • ELS ist in über 99 % der Android-Geräte mit Google Play-Diensten verfügbar. 

  • ELS wird automatisch aktiv, wenn eine Notrufnummer wie 112 gewählt wird.

  • Es nutzt GPS, WLAN und Mobilfunkdaten, um eine präzise Position zu bestimmen.

Aktivierung / Überprüfung auf Android (typischer Ablauf):

Die genauen Namen der Menüpunkte können je nach Hersteller leicht abweichen.

  1. Einstellungen öffnen.

  2. Bereich „Sicherheit & Notfall“, „Standort“ oder „Google“ aufrufen. 

  3. Dort die Option „Notfall-Standortdienst“ oder „Emergency Location Service“ prüfen.

  4. Sicherstellen, dass der Dienst aktiviert ist.

Auf iOS: AML-Unterstützung direkt im System

Auf iPhones (iOS) ist Unterstützung für AML seit iOS 11.3 integriert. Auch hier wird beim Notruf an 112 automatisch eine präzise Standortlokalisierung an die Leitstelle übermittelt, sofern das Land/Netz das unterstützt. 


In welchen Situationen ist 112 besonders sinnvoll?

  • Medizinische Notfälle (Herzinfarkt, Atemnot, Bewusstlosigkeit)

  • Unfälle im Straßenverkehr

  • Unfälle beim Wandern, Biken, Klettern, Wassersport

  • Notfälle in Wald, Feld, Bergen, abgelegenen Regionen

  • Wenn du deinen Standort nicht genau kennst

  • Wenn du kaum sprechen kannst (Schock, Verletzung, Sprachbarriere)

In all diesen Situationen ist die automatische Standortübermittlung über 112 ein massiver Vorteil gegenüber einem reinen Sprachanruf, bei dem du alles selbst erklären musst.


Heißt das, ich soll nie mehr 110 anrufen?

Nein.

  • Wenn du konkret die Polizei brauchst (z. B. bei einer akuten Straftat, Einbruch, Gewalt, Bedrohung), ist 110 weiterhin absolut richtig.

  • Wichtig ist nur zu wissen: Für die automatisierte Standortübermittlung ist 112 aktuell der technisch am besten standardisierte Weg, insbesondere im EU-Kontext und in vielen Leitstellen. 

Ein pragmatischer Merksatz könnte sein:

„112 für Rettung & Feuer – mit Standortübermittlung,
110 für Polizei – zunehmend mit, aber noch nicht überall mit AML.“


Wie passt das zur Notruf-App „GPS Bodyguard“?

Die App GPS Bodyguard kann:

  • eigene Notfall-SMS mit Standort an deine Kontakte senden,

  • Notrufketten aufbauen,

  • deine Position per GPS an definierte Personen übermitteln,

  • dir helfen, Notfälle vorzubereiten und Kontakte zu organisieren.

Aber:
Die 112 bleibt die zentrale offizielle Nummer, über die:

  • Rettungsdienst, Feuerwehr und teilweise auch andere Dienste direkt alarmiert werden

  • Advanced Mobile Location (AML) deinen Standort an die Leitstelle senden kann

Die sinnvolle Kombination könnte also sein:

  1. Offizieller Notruf 112 – damit professionelle Hilfe mit genauer Lokalisierung kommt.

  2. Parallel/zusätzlich GPS Bodyguard – um Familie, Freunde, Kollegen oder Sicherheitsverantwortliche zu informieren.


Fazit: Warum ist im Notfall die 112 oft die beste Wahl?

  • Weil 112 europaweit als einheitliche Notrufnummer standardisiert ist.

  • Weil 112 die zentrale Nummer ist, für die AML im EU-Recht klar verankert ist. 

  • Weil moderne Smartphones (Android ELS, iOS AML) bei 112 automatisch den Standort übertragen können.

  • Weil das dir hilft, auch dann gefunden zu werden, wenn du deinen Standort nicht genau benennen kannst.